Sommertrainingslager 2022 war der absolute Knaller
Wir sind wieder zurück. Zurück in der Heimat, zurück in unserer kleinen norddeutschen Badmintonwelt. Die vergangenen Tage felsenfest in unserem Bewusstsein verankert, Erinnerungen fürs ganze Leben. Noch immer steht uns der Mund offen von unserer Reise in eine andere Welt. Und das, obwohl diese nur 320 Kilometer von Schwerin entfernt ist.
Malte hat’s ermöglicht. Denn Anfang des Jahres hat unsere ehemalige Nummer 1 bei einem Besuch ins Spiel gebracht, unser 12tes Sommertrainingslager nicht auf Rügen, bei unseren Freunden von der SG Empor Sassnitz, durchzuführen, sondern bei seinem dänischen Club Badminton Esbjerg. Ein verlockendes und zugleich surreales Angebot. Aber so ein Angebot bekommt man nur einmal. Und so wurden nur kurze Zeit später die ersten Gespräche geführt. Malte und BSC-Coach Michael haben sich schließlich wahnsinnig ins Zeug gelegt, organisiert, geplant und die Weichen gestellt.

Ankunft in Esbjerg
Die Reise traten dann 15 Athleten und Athletinnen zusammen mit den beiden Trainern Michael und Patrick sowie unserer guten Seele Maraike an. Im Kader dabei waren auch ein paar special guests. Genauer unser ehemaliger Topspieler Luca zusammen mit seinem Hamburger Trainings- und Doppelpartner Eric. Außerdem Ex-Teammitglied Finn, der ab der kommenden Saison neue Wege gehen wird, samt seinem Bruder Felix. Praktisch: auch Neu-Däne Malte, der sich auf Heimatbesuch in Schwerin befand, gesellte sich bereits bei der Abfahrt zur Reisegruppe. Vielen Dank an dieser Stelle an den Schweriner Stadtsportbund, der uns seinen Bus zur Verfügung stellte.
Am Sonntagnachmittag erreichten wir Esbjerg, wo wir uns direkt zu unserer Unterkunft im Sport- & Eventpark Esbjerg begaben. Während Malte, Michael und Patrick bereits mit dem Esbjerger Chefcoach Robert „Rob“ Wetherell verabredet waren, einrichteten sich die jungen und älteren Sportler:innen ein, bezogen ihre Betten, bereiteten das Abendessen und erkundeten das Gelände.
Die ganze Zeit dabei: eine gehörige Portion Aufregung. Ein Kribbeln in unser aller Körper ob der Eindrücke, die ab Montag auf uns einprasseln würden. Wir hatten ja keine Ahnung.

Badmintonhalle Esbjerg
Die folgenden Tage sind hier nicht angemessen zu beschreiben. So würde der Bericht am Ende hunderte Seiten füllen. Dazu die Frage aus welcher Perspektive man diesen verfassen sollte? Aus Trainersicht? Aus der Sicht eines Badmintonenthusiasten? Aus der Sicht des Hamburger Kaderathleten oder der Schweriner Nachwuchssportlerin? Vom Standpunkt eines Badmintonfunktionärs oder des Betreuers? Keine Ahnung.
Was man allerdings sagen kann, nein muss: das, was wir alle erlebten, war einfach nur episch. Wir trainierten fast ausschließlich in einer reinen 6-Feld-Badmintonhalle, mit Tribüne, mit allem drum und dran. Wunderschön. Wir trainierten zweimal am Tag. Mal zusammen, mal in unterschiedlichen Gruppen – entsprechend des Leistungsstandes, abends zu unterschiedlichen Trainingszeiten. Wir trainierten in Gemeinschaft mit dem Esbjerger Nachwuchskader U13/U15, mit einer Badmintonklasse einer nahegelegenen „Efterskole“, mit den Teammitgliedern der 1. bis 3. Esbjerger Mannschaft – die allesamt auf einem heftigen Niveau Badminton spielten. Wir wurden trainiert von Rob, Mog, Christian, Morten und Anne. Vielen vielen Dank dafür: Euer Training war super, inspirierend, ideengebend, spannend, intensiv! Wir wurden zu hundert Prozent auf englisch angeleitet – auch das war eine tolle Erfahrung (wobei, Eric und Luca kennen das ja aus Hamburg).

Teamfoto samt Esbjergs Chefcoach Rob
Zu Mittag gegessen haben wir in der Firmenkantine von Maltes Arbeitgeber, die ohne zu übertreiben das krass beste und gesündeste Kantinenessen anbietet, dass man sich vorstellen kann. Wir haben Esbjerg von oben bestaunen dürfen, haben etliche schöne Stunden am Strand verbracht, eine kleine Führung durch die Innenstadt genossen, uns die Abende mit Kartenspielen, Tischkicker und lockeren Gym-Sessions verschönert und die Nächte in 12-Bett-Zimmern überstanden. Wir haben zweimal den Alarm ausgelöst (samt Polizeieinsatz) 😉 , haben super leckeres dänisches Eis geschlemmt, sind in den Genuss eines dänischen Süßgetränks gekommen, haben neue Freunde gefunden, die bewundernswerte dänische Mentalität (samt Selbstverständnis in Sachen Sport) erfahren und sind als Team gewachsen.

Strandzeit ist Erholungszeit
Beim obligatorischen Abschlussturnier am Freitag waren wir, eine Teamkameradin von Malte ausgeschlossen, unter uns. Wegen des Schulbeginns in Dänemark konnten die Esbjerger Jungs und Mädels leider nicht dabei sein. Egal. Wir bildeten 2 schlagkräftige Mannschaften á 9 Personen – wie immer mit ausgefallenen, dem jeweiligen Trainingslager eigenen Namen. Diesmal trafen also die Tischkickeramateure auf das Team Sunburn. Pro Spieler:in galt es 3 Matches zu gewinnen. In Summe trugen wir 8 Doppel und 11 Einzel aus. Ein Brett nach all den harten Sporteinheiten der vergangenen Tage. Doch der Spirit unseres Turniers ist eben ein ganz besonderer. So hielten alle durch, zeigten tolles Badminton und blieben unverletzt.
Der Clou: so Märchenhaft wie das Trainingslager begann und weiterlief, endete es auch. Nach einem finalen Stand von 9:9 musste die letzte Begegnung des Tages entscheiden. Diese war dann auch noch das Einzel zwischen Luca und Eric. die beiden Hamburger LSP-Athleten zeigten Badminton aller erster Sahne, schenkten sich nichts, gingen bis in den Entscheidungssatz und dort auch noch in die Verlängerung. Derweil hatten sich alle Campteilnehmer:innen um den Court versammelt. Die Menge brodelte, klatschte, jubelte, war begeistert. Einer der beiden gewann schließlich und holte seinem Team den Turniersieg. Wer gewann? Das ist unerheblich, denn wir haben alle gewonnen. Ja wirklich. Das ist auch keine Floskel.

Luca in Aktion
Zurück im trauten Heim können wir es immer noch nicht richtig fassen, was wir da erlebt haben. 6 Tage Dänemark, 5 Tage Badminton in Esbjerg, ein Leben lang „Weist-du-noch-damals-2022“-Erzählungen. Jetzt wissen wir, warum Dänemark die unangefochtene Nummer 1 auf der europäischen Badminton-Bühne ist.
Patrick